Marshmallow Coast – Ride The Lightning

Marshmallow Coast – Ride The Lightning

Ride The Lightning? Klingt nach Metallica – oder so, als würden Monty Python zum Exitus einladen. Doch statt der gefährlichen Kombination Badewasser/Fön ziert das Cover eine unschuldige Kinderzeichnung: Da steht ein grau-weißes Federtier (Ente? Möwe?) auf einem dreizackigen Blitz. Und was für Musik verbirgt sich hinter dieser infantilen Fassade? Vier atonale Töne einer Blockflöte erklingen, bevor Classified, der erste Song des Albums, sich zu einem geschmeidigen Popsong mit Bossa Nova-Appeal entwickelt. Schon hier wird deutlich: In dem vierten Album von Marshmallow Coast steckt mehr, als der erste Eindruck vermuten lässt. Wenig verwunderlich, dass das Solo-Projekt von Andy Gonzales aus dem Elephant 6 -Umfeld stammt, zu dem auch Bands wie Olivia Tremor Control und The Apples In Stereo zählen. In dieser inzestuösen Musikszene aus Athens/Georgia gehört das Gespür für Absurditäten und Sixties-Referenzen zum guten Ton. Gonzales, nebenher noch bei Of Montreal und Music Tapes involviert, ist kein gewöhnlicher Indiepopper: In seiner Musik werden unterschiedliche Musikgenres eingebunden, mitunter auch Jazz und Klassik – die Klavierstücke Piano Bit #1/2/3 und A Pere de Lune etwa offenbaren Eric Satie und Thelonious Monk als Einflüsse; in den mitunter wohlorchestrierten Songs sind massig pophistorische Inspirationen subtil verwoben. Ride The Lightning ist ein verspieltes Indiepop-Album mit Substanz – sorgfältiges Zuhören lohnt sich! Pickled Egg