Low – Trust

Gestresste Manager, so hat kürzlich eine Studie gezeigt, können besser mit Druck von Aussen umgehen und in der Freizeit ihr Gleichgewicht wiederfinden, wenn sie sich eine Katze als Haustier zulegen. Die Gelassenheit der kuscheligen Stubentiger würde sich auf den Menschen übertragen und so u.a. zur Senkung des Blutdrucks beitragen. Nur haben Katzen den Nachteil, dass man sie nicht wie ein Tamagotchi während des Konferenzhoppings von Frankfurt über London nach New York ständig mit sich führen kann, abgesehen davon, dass eine Menge Leute allergisch auf die Pelztierchen reagieren. Einfacher zu handhaben aber vielleicht ebenso wirksam gegen die Zivilisationsplage Stress ist die Musik von Low. Die Band um das Mormonen-Ehepaar Alan Sparhawk und Mimi Parker zelebriert eine Andächtigkeit, die jede Unruhe des Zuhörers zu ersticken vermag. Charakteristisch ist der zweistimmige, oft herzzerreißende Gesang mit einem leichten Vibrato in der Stimme. Ihr neuestes Album mit dem programmatischen Titel Trust traut sich aus dem spartanisch instrumentierten Schönklang früherer Platten aber auch mal heraus: Gleich das zweite Stück Canada ist eine wahrhafte Pophymne mit verzerrtem Bass. Andere Songs hingegen beschwören eine düstere Atmosphäre und werden, wie in Shots & Ladders von brachialen Soundscapes umspielt, um letztendlich auf ein versöhnliches Ende zu verzichten. Aber auch auf diesem Wege schaffen es Low, tief in das Innere des Zuhörers einzudringen und eine angenehme Gefühlsregung zu hinterlassen. All die Stressfaktoren, denen man alltäglich ausgesetzt ist, können Low mit ihrer neuen Platte sicherlich nicht auslöschen, aber zumindest vermag die Musik kurzweilig unser Bewusstsein auf etwas Schöneres zu lenken. Wer also besonders privilegiert sein will, sollte sich beides – Hauskatze und Low-Platten – anschaffen: das Herzinfarkt-Risiko wird um 93,0 % verringert. Rough Trade