Logh – Every Time A Bell Rings An Angel Gets His Wings

Warum tragen junge Menschen Vollbärte? Ganz klar: Sie wollen älter aussehen. Mattias Friberg, der Sänger der schwedischen Band Logh, ist so ein Mensch: Gerade der eigenen Indierock-Plattensammlung entwachsen, möchte er jetzt bitte sofort als Künstler ernst genommen werden. Da kommt die arme Promo-Abteilung seiner Plattenfirma nicht ganz mit, der Waschzettel nennt noch immer die musikalischen Eckdaten, mit denen Logh in ihrer Heimat zu bescheidenem Ruhm kamen: Quiet Is The New Loud und LoFi aus Übersee – dabei schreien Texte, Coverartwork und Bandfoto aus vollem Hals: Das hier ist Kunst, verdammt noch mal! Logh wollen dahin, wo die vor einigen Wochen an dieser Stelle hoch gelobten Savoy Grand schon sind: In die Sphäre sublimen Art-Rocks – bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg, denn zwischen ausladenden Soundscapes, getragenen Gitarrenlinien und sorgsam hingehauchtem Gesang zappelt und zuckt es unbelehrbar jugendlich. Ein expressiver Rock aus der Vergangenheit fordert Alimente und kichert der Band diabolisch hinterher: So schnell werdet ihr mich nicht los! Das macht aber überhaupt nichts, denn gerade im unentschiedenen Kreuzen zwischen den Welten liegt der Reiz dieser Platte. Es wird etwas ausgehandelt, es wird mit sich gekämpft. Vielleicht sollte man Logh sogar wünschen, dass sie noch lange brauchen, um ihr Ziel zu erreichen, weil Every Time A Bell Rings An Angel Gets His Wings spannender und bewegter ist, als ein gereiftes Alterswerk es jemals sein könnte. Bad Taste