Reeperbahnfestival 2025
Dieses Jahr findet das Reeperbahnfestival vom 17. Bis zum 20. September statt und steht unter dem Motto Imagine Togetherness und will damit die Misere der Liveclubs verbessern. Auf der einen Seite stehen die horrenden Ticketpreise für die Shows der Superstars in den großen Stadien, auf der anderen Konzertabsagen und Clubsterben der kleinen Läden. Ist eine aufgezwungene Abgabe der Einnahmen aus Megashows an die kleinen Clubs eine Lösung? Oder ein freiwillger Fonds, der kleine Läden im Notfall absichert? Das Dilemma werden die Branchenvertreter diskutieren, der Rest darf sich in das Festival stürzen und die Stars von morgen entdecken. In der Vielzahl von Auftritten einen Überblick zu bekommen, ist schier unmöglich. Zudem wurden 2 Wochen vor Beginn noch mal eben 40 Acts angekündigt. Wahnsinn! Hier ein paar Empfehlungen:
Mittwoch 17.09
Die aus Zürcher stammende Sängerin Melanie Danuser ist Mitglied des Electro-Pop-Duos mischgewebe und komponierte bisher Musik für Theater, Film und Ausstellungen. Als Mel D veröffentlichte sie gerade ihr Debütalbum „Young Bones“, auf dem es mal barock, dann wieder jazzig, mal poppig, dann wieder folkig zugeht. Die unterschiedlichen Stile werden gekonnt spielerisch und leicht miteinander verwoben und erinnern entfernt an CocoRosie. 19.00 Uhr / St. Pauli Kirche.
Zwischen Jangle-Pop und Indie-Rock bewegen sich The Jaques aus Bristol/London. Seit gut 10 Jahren unterwegs, haben sie sich in ihrer Heimat eine solide Fangemeinde erspielt, jenseits des Ärmelkanals gelten sie noch als Geheimtipp. 20.40 Uhr / Nochtspeicher .
Funk aus Australien? Surprise Chef Surprise Chef kommen aus der Nähe von Melbourne und haben einen sehr cineastischen Ansatz, aber auch Afrobeat-Elemente und Jazz sind durchaus in ihrer Musik herauszuhören. Die Instrumental-Band wird gerne in die Neo-Soul Schublade gesteckt. Obwohl ihre Songs recht traditionell klingen, wollen sie keine nostalgische Retro-Band sein, tragen keine coolen alten Anzüge und Sonnenbrillen auf der Bühne. 20.40 Uhr / Molotow .
Francois & The Atlas Mountains ist die Band um den Franzosen François Marry, der lange Zeit in Bristol gelebt hat, jetzt aber wieder im Südwesten Frankreichs ansässig ist. Die Songs auf dem neuen Album „Âge Fleuve“ sind ein Hybrid aus Indie-Pop, Afro-Pop und den neuen Französischen Chanson. Ob allerdings die Album-Gäste wie die britische Folk-Künstlerin Rozi Plain und der französische Pop-Songwriter Malik Djoudi live dabei sind, darf bezweifelt werden. 20.45 Uhr / St. Pauli Kirche .
Die Geschichte von Girl Group beginnt in Liverpool: Katya, Maria, Thea, Mia und Lil lernten sich während ihres Studiums am Liverpool Institute for Performing Arts kennen und leben seitdem zusammen. Katya, Thea, Maria und Mia kommen alle aus Oslo, während Lil aus Yorkshire stammt. Jede von ihnen bringt ihr eigenes Spektrum an musikalischen Referenzen mit, um gegen den Boys Club der Musikindustrie zu rebellieren. 22.45 Uhr / Nochtspeicher .
Donnerstag 18.09
Gardens sind eine spannende Band aus Wien um Sängerin und Songwriterin Luca Celine Müller. Die ist beruflich eigentlich als Bildende Künstlerin unterwegs. Ihr Debütalbum „Flaws“ sprüht vor Indie-Pop, 60er Jahre Psych-Folk und einem tollen Dream-Pop der Mazzy Star erinnert. 22.30 Uhr / Angie’s .
Dry Cleaning Dry Cleaning dürften ein Highlight des diesjährigen Festivals sein. Die Post-Punk Band aus Süd-London lädt auf eine musikalische Reise in die 80er Jahre ein. Vor allem die tiefe Stimme der Sängerin Florence Shaw und ihr teilweiser Sprechgesang ist ein Hammer. 23.40 Uhr / Uebel & Gefährlich .
Das Londoner Trio Ebbb haben letztes Jahr mit ihrer Debut-EP „All At Once“ aufhorchen lassen: Electronic, Rave und Beats treffen bei den 5 Tracks auf die verträumte und etherische Chorknabenstimme von Sänger Will Rowland. 00:05 Uhr / Molotow .
Freitag 19.09
Zweiter Auftritt von Mel D, die ihr Debutalbum „Young Bones“ vorstellt. 12.45 Uhr / Spielbude .
Das Kölner Trio Kratzen besteht aus Melanie Graf, Thomas Mersch und Stefanie Staub. Das 2017 in Köln gegründete Trio verbindet Krautrock und New Wave. Krautig ist ihre Freude an der Repetition, wavig hingegen die nächtliche Kühle in ihren Songs, die oft sehr reduziert, fast schon monoton sind, Einzuordnen irgendwo zwischen International Music und Joy Division. 19.45 Uhr / Pocca Bar .
Hinter Boko Yout steckt der in Schweden aufgewachsene Musiker Paul Adamah. Auf seinem frisch veröffentlichten Debutalbum „Gusto“ verarbeitet er seine Erfahrungen als queerer Künstler mit seinen westafrikanischen Wurzeln und seiner Kindheit im schwedischen Örebro. Jeder Track ist dabei eine andere Therapiesitzung mit dem exzentrischen Dr. Gusto, die eine spannende Mischung aus Post-Punk, LoFi-Hip Hop, Bedroom-Pop und Trip-Hop bietet. 22.20 Uhr / Molotow .
Zwischen House und Disco bewegt sich Daniel Wang. Der US-Amerikanische DJ und Produzent wohnt inzwischen in Berlin und ist seit den 90er Jahren seinem Retro-Sound treu. Giorgio Moroder dürfte Fanboy sein. 22.45 Uhr / Mojo .
Die aus London stammende Sängerin Aria Wells wählte ihren Künstlernamen Greentea Peng in Anlehnung an die peruanischen Teemarke Green Tea Seng. Drei Jahre nach ihrem Debütalbum „Man Made“ meldet sich Greentea Peng dieses Jahr ,mit „Tell Dem It’s Sunny“ zurück. Mit ihrem Mix aus R&B, Reggae, Neo-Soul, Jazz, Psychedelic und Trip-Hop macht sie darauf unbeirrt weiter, wobei über allem ihre warme, rauchige Stimme schwebt. 23.30 Uhr / Docks .
Samstag 20.09
Die Leadsängerin der schwedischen Band Little Dragon, Yukimi Naganos, hat im Frühjahr ihr Debutalbum „For You“ veröffentlicht, auf dem auf elegante Weise Jazz, Soul, Hip Hop, elektronischer Pop und psychedelischer Folk verarbeitet werden. 19.30 / Mojo .
Der Musiker und Schauspieler Robert Stadlober hat vor kurzem Gedichte von Kurt Tucholsky sehr spannend und gekonnt vertont. Die Lieder bewegen sich zwischen Sprechgesang, Folk und Indiepop. Es liegt Stadllober dabei besonders am Herzen, seine antifaschistische Haltung zu Nazi-Deutschland und den Faschisten und Neo-Nazis unserer Zeit mit diesem Album kundzutun. Kann man nur unterstützen. 20.20 Uhr / St. Pauli Kirche .
Laura Lee & the Jettes wurden 2020 ins Leben gerufen. Vorher machte Laura Lee als Gitarristin des Berliner Indie-Rock-Duos Gurr auf sich aufmerksam. Nach einer Babypause ist das Quartett mit Album Nr. 2 „Tough Love Paradigm“ live zu sehen, welches stark von dem Indie-Rock der 90er Jahre inspiriert ist. 21.30 Uhr / Headcrash .
Das zweite Album von Natalie Bergman, „My Home Is Not In This World“, schimmert vor Gospel-Soul, Country-Western, Rock’n’Roll und Herzschmerz, alles gefiltert durch Natalies unverwechselbarer Stimme. Sie dürfte eine der derzeit spannendsten Songwriterinnen sein. 21.30 Uhr / Nochtspeicher .
Das Irische Duo 49th & Main lieferte vor kurzem ihr 21 Track umfassendes Debutalbum „Happy Tears“ ab. Ihre Garage-inspirierte Reise entfacht einen wahren Rausch. 21.55 Uhr / Mojo .
Mit dem Rock-Sound ihrer eigentlichen Band hat die Musik von Laura-Mary Carter nichts gemein. Die Frontfrau der Blood Red Shoes geht es solo sehr viel ruhiger an. Traumwandlerische Songs zwischen reduziert und opulent arrangiert zeigen eine ganz neue Seite von der Musikerin aus Brighton. 23.00 Uhr / Molotow .
